Samstag, 12. Juni 2010

Leider kann ich diesen Post erst heute hochstellen, denn Internetunfähigkeit, ein unbeweglicher Zeigefinger und allgemeine Abwesenheit zu jenem Platz an dem sich mein Laptop befindet, ließen es nicht anders zu.
Besser spät als nie; hier ist die Reise zurück.



Der neunte Mai. Wir alle wissen was das bedeutet. Und ausgerechnet in diesem Jahr fällt dieser Tag auch noch auf einen Sonntag, du kannst dich also nicht per Sms erst spät abends melden und alles auf die Arbeit schieben. Nein eigentlich sogar könntest du gegen mittags mit Blumen vor der Tür stehen.
Es ist Muttertag.
Um ganz ehrlich zu sein, zähle auch ich mich zu den zwar liebenden, dennoch aber sehr schludrigen Kindern dieser Welt. Normalerweise hätte ich meine Mutter heute irgendwann angerufen oder, wäre dies nicht möglich gewesen (ich wiederhole, es ist Sonntag), eine Nachricht geschickt mit einem netten drei oder vier Zeiler, über den sie sich höchstwahrscheinlich gefreut hätte.
Da aber nun der schwerwiegende Umstand herrscht, dass ich mehrere tausend Kilometer von der Frau entfernt bin, die mir einst das Leben und somit auch viele Unannehmlichkeiten schenkte, habe ich beschlossen mal richtig weit auszuholen.
Und so schrieb ich ein ganzes Gedicht.

Ein paar Tage nachdem ich jenes fertig stellte, zog ich mir eine schwere Verletzung an meinem rechten Zeigefinger zu und konnte tagelang nichts anständiges, ja nichts handfestes machen bis auf Sachen, die keiner großen Anstrengung bedürfen.
Im Grunde saß ich nur rum, trank Eistee mit Eiswürfeln, beobachtete andere Menschen beim Arbeiten und
Ich las.

Und das, das hätte ich nicht sollen, denn wie Schicksal und Ironie es so wollen, sollten meine Augen doch über ganz bestimmte Poesie so rollen.




HEINRICH HEINE (1797 bis 1856) - “AN MEINE MUTTER”


Ich bin’s gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen
Mein Sinn ist auch ein bißchen starr und zähe;
Wenn selbst der König mir ins Antlitz sähe,
Ich würde nicht die Augen niederschlagen.

Doch, liebe Mutter, offen will ich’s sagen:
Wie mächtig auch mein stolzer Mut mich blähe,
In deiner selig süßen, trauten Nähe
Ergreift mich oft ein demutsvolles Zagen.

Ist es dein Geist, der heimlich mich bezwinget,
Dein hoher Geist, der alles kühn durchdringet
Und blitzend sich zum Himmelslichte schwinget?

Quält mich Erinnerung, daß ich verübet
So manche Tat, die dir das Herz betrübet?
Das schöne Herz, das mich so sehr geliebet!

Im tollen Wahn hatt’ ich dich einst verlassen;
Ich wollte gehen die ganze Welt zu Ende
Und wollte sehen, ob ich die Liebe fände,
Um liebevoll die Liebe zu umfassen.

Die Liebe suchte ich auf allen Gassen,
Vor jeder Türe streckt’ ich aus die Hände
Und bettelte um g’ringe Liebesspende
Doch lachend gab man mir nur kaltes Hassen.

Und immer irrte ich nach Liebe, immer
Nach Liebe, doch die Liebe fand ich nimmer
Und kehrte um nach Hause, krank und trübe.

Doch da bist du entgegen mir gekommen,
Und ach! Was da in deinem Aug’ geschwommen,
Das war die süße, langgesuchte Liebe.



In diesem Sinne sage ich
Pf, wer ist schon Heinrich Heine?
Keine, meine, seine
Hier nun folgende Reime
Alles Gute und ganz deine.



Sie ist immer da
Mal wütend und hysterisch tatütata
Fürsorglich, aufopfernd lalala
Stets an meiner Seite
Ich erkenne sie aus 53 Kilometern Weite
Es stürmt, es schneit
Zieht sie ihren Mantel schnell über und ist bereit
Es fröstelt, es windet
Eine Kapuze unter der ihr hübsches Gesicht dennoch nicht verschwindet
Es hagelt, es regnet
Zum Glück bin ich ihr 1987 quasi so begegnet
Will sie mit nichts ersetzen auf dieser Scheibe Welt
Weil mir ihr Blut in meinen Adern so gut gefällt
Bin ich ihr Sonnenschein, ihr Antiheld
Ist sie mein Fels in jeder Brandung
Ist sie Picassos Rahmen als noch viel geschmackvollere Umrandung
Ist sie groß, weise und stark
Bin ich alles Andere als autark
Gebe Einzug ihren Worten
Zwischen Keksen, Kaffee und Torten
Gebe ihr hiermit zu verstehen
Hey Mama
Du musst nur aufs heutige Datum mal zu sehen

Denn jedes Jahr ist es das Gleiche
Kein Geschrei und kein Gekreische
Fortbestehend nur die Einsicht

Fucking Maria Magdalena reicht an meine Mutter nicht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Muttertag ist immer an einem Sonntag, IMMER am 2. Sonntag im Mai! Atschöö