Mittwoch, 21. Mai 2008

Das Gewinnspiel

Heute klingelte das Telefon. Ich lag im Bett und konnte nur ein Auge öffnen. Ich hob ab. „Hm ja?!“ Wobei das a vom ja aufgrund der frühen Stunde auditiv sehr hinterher hang. Eine völlig überdrehte, hohe, von sich überzeugte Stimme bahnte sich ihren Weg in meinen Gehörgang. Sie wäre Frau blablabla von blablabla und ich hätte an einem soundso teilgenommen.
Aber genau! Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Nein, wie Schlaf über meiner Nase. Ich habe mich vor einigen Wochen in einem Gewinnspiel des Spiegels* eingeschrieben. Voller Hoffnung setzte ich damals schon auf die Siegerehrung, doch bis zu diesem Anruf hatte ich das schon wieder längst vergessen. Umso mehr erschien mir die Spiegel*-Frau und was sie zu sagen hatte wie eine Botschaft aus dem Jenseits. Die andere Seite des Spiegels.
„Ähm ja Frau xxxxxxxx, sie haben jetzt mehrere hundert Teilnehmer hinter sich gelassen und sind nun in die Finalisten Runde eingestiegen!“ Ich konnte hören, dass sie am anderen Ende der Leitung erwartungsvoll lächelt.
„Das ja klasse. Und was bedeutet das?“
„Naja, wir benachrichtigen in diesen Tagen alle Leute, die es ins Finale geschafft haben und dann müssen Sie nur noch ihre Däumchen gedrückt halten, dass Sie einen der Preise abstauben können.“ Wieder spürte ich ihr erwartungsfrohes Grinsen.
Abstauben also. Scheiße, ich muss mein Badezimmer putzen.
„Was gibt es denn eigentlich zu gewinnen?“
Sie wird meine Vermutung, es sei ein Zeitschriften Abonnement, zerschlagen.
„Der 1.Preis ist ein dreiwöchiger Urlaub in Australien oder der Gegenwert von 8.500€.“
Der Gegenwert!
„Der 2.Preis ist eine sechstägige Kreuzfahrt oder der Gegenwert von 6.000€.“
Der Gegenwert gottverdammt!
„Der 3.Preis ist ein Wochenende in New York City mit Shopping Gutschein.“
Sie erzählt letzteres eher gelangweilt, aber hier setzt mein Strahlen ein, auf das sich die Frau vom Spiegel* schon viel eher einstellte.
„Jaaa. Exakt deswegen habe ich mich an diesem Preisausschreiben beteiligt!!!“ „Super!“
„Und wie lang dauert es jetzt noch, bis ich erfahre, ob ich einen der Preise abgestaubt habe oder nicht?“
„Na Frau xxxxxxxx, Sie werden dann von unserem Notar hier in Hamburg schriftlich benachrichtigt, das wird noch seine zwei oder drei Monate dauern.“
Warum sagt sie eigentlich meinen Namen so oft? Um sicher zu gehen, dass ich mich ihr verbunden fühle und nicht auflege?
Am Ende des Telefonates fragt sie mich, ob sie mir eine Freude mit einem Dauerbezug machen kann. Selbstredend gibt es da heute und jetzt Sonderkonditionen, der Spiegel* ist eben human und so. „Neeee, dankeschön.“

Ho, ein Vierteljahr Wartezeit isn ganz schönes Brot. Ich meine, in einem Vierteljahr –also im Herbst- fliege ich nach New York. Wie darf ich mir das vorstellen; da werde ich dann eine Woche bevor ich meine teuer bezahlte Reise antrete, dahingehend informiert, dass ich den Platz 3 belegt habe im Gewinnspiel?
Ich finde, die hätten sich zeitlich ruhig mal etwas besser auf meine Lebensumstände einstellen können.
Und wieso sächselt Frau Mirror (weshalb kenne ich IHREN Namen eigentlich nicht?), wenn der Spiegel* in Hamburg sitzt?

I am confused. And it’s just early in the morning.
The mourning.

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