Donnerstag, 29. April 2010

Tageslosung




Es war früh am Morgen als ich meine Augen mit vielen, nein mit vier teils Kenntnissen teils noch zu lösenden Kenntnissen öffnete.

Nummer 1: Ich brauche das Lied von heute Nacht.
Nummer 2: Habe ich meine Schlafsachen an?
Nummer 3: Welchen Tag schreiben wir?

Bei der Überlegung von Nummer 3 rüttelte es in meinem Kopf unwillkürlich bis die Nummer 4 ausgespuckt wurde.

Es ist der erste von Rund 14 Tagen, an denen unser Boss im Urlaub, weit weit entfernt von uns ist.

Deshalb wahrscheinlich dröhnt auch der Bass schon wieder aus dem anderen Raum, oder immer noch?

Ich stehe auf und putze mir die Zähne.
Ein extrem unwichtiges Detail dieser im Grunde extrem sinnlosen Erzählung.

Um kurz nach 8:00 Uhr hatte ich eigentlich keine Lust mehr zu arbeiten und so brühte ich mir einen Kaffee auf, schüttete noch gehörig Zucker mit in die Tasse und verschwand mit einer Zigarette auf die Treppen hinterm Haus.

8:23 Uhr. Nach längerem Grübeln hatte ich meinen vorläufigen Plan aufgestellt. Ich werde nun 200 % bei der Arbeit geben, damit ich alles in 30% des eigentlichen Pensa schaffe um mit 100 % iger Anwesenheit schon 70 % früher in den Feierabend gehen zu können. Denn wer zeigt sich während des Arbeitens ohne Aufsicht schon so wie während des Arbeitens mit Aufsicht?
In den Gesichtern der Anderen konnte ich ganz ähnliche Gedankenzüge ablesen.

10:08 Uhr. Ich sitze auf dem Beifahrersitz, Max lenkt den Pick Up. Wird sind auf dem Weg nach Dundee, noch 30 Kilometer, drück aufs Pedal! Wenig später stehen wir in einem großen Einkaufszentrum, ich habe mein Mobiltelefon, eine gültige südafrikanische SIM Karte und meinen Reisepass in der Hand und bitte eine Dame vom Handyshop freundlichst meine Karte zu aktivieren, damit ich mir wieder wie ein ganzer Mensch vorkomme.
Ein Mensch mit einem Handy eben.

“Geht nicht.”
Zum dritten.
“Keine Ahnung woran es liegt.”
Zum dritten.
“Da müssen Sie sich direkt an Vodacom wenden.”
Zum dritten.

Zum dritten Mal in diesem Monat versuche ich mein verfluchtes Handy in Betrieb zu kriegen und es will einfach nicht funktionieren. Jetzt ist Schluss, ich habe die Schnauze voll. Auf der Suche nach Alternativen gelangt mir ein Plakat mit der Werbung für USB Sticks in mein durch die Sonne eingeschränktes Sichtfeld.
Das sieht unkompliziert aus, das macht was her, kurzum
Das ist was ich brauche!

Nachdem Max und ich noch reichlich Vorrat im Pick'n'Pay für uns und unsere zu Hause wartende Anhängerschaft besorgt haben, finde ich mich auf dem wegen holpriger Straßen sehr unbequemen Autositz wieder.
Glücklicher als auf dem Hinweg, fröhlicher als in der Mall und seliger als mit einer aktiven SIM Karte. Ich halte einen HSPA USB Stick in der Hand; ein Stick dessen Funktion einwandfrei erfolgen wird, ein Stick, mit dem ich auch Sms verschicken kann, ja ein Stick der es mir aufgrund seiner Schnelligkeit sogar ermöglicht, Fotos uploaden zu können.

Ein Guthaben von Rand 12 (das sind umgerechnet 1,20 Euro) hat mir die nette Verkäuferin als Startkapital raufgespielt, “das sollte ewig halten” lies sie mich noch lächelnd wissen. Ich brachte ihr daraufhin nur ein verschmitztes “Wir werden sehen, wann ich wieder hier stehe” entgegen.

Mittagszeit.
Interessiert mich nicht; ich sitze auf meinem Holzstuhl vor meinem Holztisch, auf dem ein Laptop steht, der jubeln würde wenn er könnte.

www.
Yebo yes.

Neulich noch wurde ich gefragt, ob ich irgendetwas typisch Deutsches vermissen würde; mir fiel nichts ein, keine Antwort, kein Wortspiel, einfach nichts. Jetzt denke ich “vielleicht die Telekom oder auch Alice?”. Und während des Grübelns blicke ich aus dem Fenster, auf den Bildschirm zurück und grinse in mich hinein.
Not at all.

So tue ich nun das einzig Schlüssige was man eben tut, wenn man sich in netter Gesellschaft befindet, einen vollen Kühlschrank hat, die zur Zeit beste Musik der Welt einem nur so um die Ohren fliegt und an einem Donnerstag schon Wochenende ist.


Ja genau.

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