Sonntag, 18. Januar 2009

sneakerlove

Ich stehe gedankenverloren im Lastenaufzug. Es ist gerade mal 13:42uhr, ich bin seit knapp vier Stunden auf Arbeit und sollte mich mental langsam darauf eingestellt haben. Leider ist das nicht der Fall und so blicke ich durch alle Gesichter hindurch, summe Melodien von Liedern, die keiner kennt und spreche Satzbrocken, die niemand nachvollziehen kann. Zumindest niemand meiner Kollegen. Ich habe die Nacht in den Knochen. Ich habe die farblichen Mauern durchbrochen.

Lastenaufzug.

Ich stehe da also und bin auf dem Weg abwärts. Ich muss in die -2, um meinen Transfer aus dem Lager zu holen. Ich habe mir vor einigen Tagen eine CD aus einer anderen Filiale meines Unternehmens angefordert. Aus Hücklhoven um genau zu sein, auch wenn kein Mensch weiß, in welchem deutschen Bundesland dieser Ort liegt, wichtig ist auch nur, dass die dort als Einzige in der Bundesrepublik meine CD noch hatten. Ein großartiges Studioalbum vom noch größeren Tom Vek. Die Scheibe ist vom Lieferanten leider vor ein paar Monaten gestrichen worden, was bedeutet, dass sie nicht mehr hergestellt wird und man sie auch nicht mehr bestellen kann. Logisch.
Mein Gott, in was für einer bemitleidenswerten Welt wurde ich hier eigentlich hineingeboren?
Nun gut. Ich betrachte gelangweilt meine Hosenbeine (der Weg von der 3.Etage in die -2 ist sehr zeitaufwendig) um danach voll Euphorie auf meine neuen Schuhe zu starren. Der Fahrstuhl hält an. Zwischenstopp in der 0.Etage, wenn man möchte, kann man auch Erdgeschoss sagen. Die schweren Eisentüren öffnen sich und hinein tritt der Vorarbeiter unserer Gebäudereinigung; Facility Management Schmidt. Eine ganz traurige, demotivierte Gruppe Menschen im Übrigen, deren Personal fast im Wochentakt ausgewechselt wird. Ähnlich wie bei McDonalds, wo es mal die mexikanischen Wochen gibt, die Schweizer Gourmetzeit oder andere umsatzförderne Aktionen mit Bezug auf die Herkunftsländer der Tiere, die für uns und unsere Wohlstandsbäuche und auslandenen Hüften dann geschlachtet werden. Jedenfalls betritt der Oberguru -sozusagen Herr Schmidt himself- mit drei dreckigen, übergroßen Mülltüten den Fahrstuhl und stellt einen der vergilbten Beutel unabsichtlich wie er mich später wissen lässt, direkt auf meinem neuen weißen Turnschuh ab. Abgeschottet und ohne äußere Einflüße wahrzunehmen bewege ich mich nicht.
Er sagt "Oh, Entschuldigung!"
Ich sage "Macht nichts, die Schuhe habe ich mir gestern erst gekauft."

Einige Sekunden später blinkt die -2 auf dem kleinen Display im Aufzug rot auf. Ich steige aus und muss mir mit Trauer in den Augen sagen lassen, dass die Cd noch nicht mitgeliefert worden ist.

Jetzt bin ich wenigstens wach.
Und mein linker Schuh hat eine andere Farbe angenommen als der Rechte.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

style yoah
dko