Freitag, 24. Juli 2009

faktor x

Begleitet von einem offenherzigen „Abend“ stelle ich die Flasche Cola auf der Ladentheke ab und bitte außerdem um eine Schachtel Zigaretten.
„Und eine Schachtel Marlboro Medium hätte ich noch gerne.“
Gemächlich dreht sich die eine von den beiden Spätverkaufverkäuferinnen zum Regal und fingert nach meiner Marke währenddessen die andere Verkäuferin Löcher in die Luft guckt und angestrengt darüber nachdenkt, wie die Sängerin des Liedes, welches grad im Radio gespielt wird, heißt.

Wie überall zurzeit sind das natürlich Gossip mit „Heavy cross“.

„Dita, Dito, Dato; irgendwat mit Dito! Mensch wie heißt die denn? Die war doch jetz och erst mitm Lagerfeld unterwegs.“

„Du, ick kenne den Namen nicht, weiß aber wen de meinst Regina.“ sagt die deutlich jüngere Angestellte nachdem sie mir ein Päckchen Marlboro Ultra neben meine Cola legt und anfängt, meine zu zahlende Ware zu scannen.

Mit nettem Ton und viel Geduld kommt von meiner Seite der Theke „Ich wollte Medium, nicht Ultra.“. Dann widme ich mich der älteren, nichtstuenden, außer zu grübelnden Angestellten und spreche „Und Sie meinen Beth Dito. Das ist die Sängerin der Band, deren Song sie so gut finden.“.

„Dito! Jenau, wusst icks doch, irgendwas mit Dito!“

„5 Euro 85“

Da war ja was. Ich freue mich, dass ich es passend habe und trete meinen Weg zurück auf die Straße an als ich die Ältere zur Jüngeren flüstern höre
„Wie hieß die jetzt?“.

Mitten in dem Geschäft, in dem dringend mal wieder gewischt werden sollte, drehe ich mich um und rufe laut „Dito. Beth Dito. B-E-T-H ist der Vorname und Dito wie Dato!“.

„Ach, Beth!“

Kopfschüttelnd, aber bewusst darüber, dass ich in wenigen Sekunden durstgelöscht sein werde, öffne ich die Tür, wobei ein kleines Willkommensglöckchen erklingt und frage mich, ob das der nahe Tod der einstigen Independentszene ist. Vor ein paar Jahren noch wurde Beth Dito doch nur belächelt, oder? Die dicke, betrunkene Lesbe mit Achselbehaarung. Oder bringe ich da die Fakten durcheinander?

Wir leben in einer Welt, in der Traum und Wirklichkeit nah beieinander liegen.
In der Tatsachen oft wie Fantasiegebilde erscheinen, die wir uns nicht erklären können.
Können Sie Wahrheit und Lüge unterscheiden?
Dazu müssen Sie über Ihr Denken hinausgehen und Ihrem Geist dem Unglaublichen öffnen.

Jonathan Frakes heißt uns willkommen und fragt „Was glauben Sie?“

Unfassbar, wie teuer eine Cola im Spätverkauf ist.

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