Montag, 6. Juli 2009

Samstag, 04.Juli


Als die Sonne heute am Höchsten stand, musste ich mich auf den Weg machen um zu meiner Verabredung zu eilen. Vorbildlich schloss ich nicht nur alle Fenster in meinen vier Wänden, sondern auch die Wohnungstür sicherheitshalber zwei Mal ab. Den Schlüsselbund verstaute ich in dem kleinen Seitenfach meiner Handtasche und begann Stufe für Stufe der fünf Etagen des Hausflures zu nehmen. Ungefähr bei der Hälfte meiner herausfordernden Strecke (die Sonne stand ja am Höchsten), also in dem Stockwerk des neuzugezogenen Pärchens, die ich für äußerst suspekt halte, mir allerdings noch kein näheres Bild in Bezug auf mein Bauchgefühl machen konnte, fiel mir ein, dass ich den vollen Müllbeutel in der Küche habe stehen lassen. Ich drehte mich infolgedessen geistesgegenwärtig um und lief die 900 Treppenstufen wieder hoch. Natürlich fand ich den Wohnungsschlüssel nicht auf Anhieb und hatte bereits Schweißperlen auf der Stirn aus Sorge mich selber ausgesperrt haben zu können. Doch glücklicherweise konnte ich mein Kurzzeitgedächtnis austricksen und den Schlüssel siegessicher aus dem kleinen Seitenfach meines Gepäckstückes heraus kramen.

Mit dem stinkenden Hausunrat und noch mehr Zeitnot erreichte ich das Erdgeschoss mit den verbeulten Briefkästen. Um zum Hof, auf dem die Mülltonnen stehen, zu gelangen, muss man über den Kellertrakt gehen und dabei noch zwei weitere Türen öffnen. Diese Türen sind so schwer aufzukriegen, dass ich mich eigentlich immer wenn ich Müll entsorge frage, wie eine gebrechliche ältere Dame dieses Szenario ohne helfenden Fremdeinfluss bewerkstelligen soll.

Im Endeffekt geht es ja auch nur um Pappe, Plastik oder Glas.

Wie dem auch sei, finde ich mich alsbald in einem Meer oder weniger Ozean aus Papier wieder. Auf dem ganzen Boden vor der Hoftür, die gleichzeitig das Tor zur Müllwelt darstellt, liegen Prospekte und Zeitungen wild durcheinander. Wohlmöglich achtlos hingeschmissen von einem Zeitschriftenjungen, dem es zu blöd war, an einem Samstag Mittag ernsthaft etwas für seine Taschengeldaufstockung zu tun. Das wäre zumindest meine Version der Dinge.
Als wäre es also nicht genug, wie ich mich bei steigender Temperatur durch einen Blätterdschungel hangeln muss, nein, so ist auch noch die Stahltür zum Hof verschlossen.

Und weshalb?

Damit die Kellerräume nicht von Obdachlosen oder Kleinkriminellen verwüstet und verdreckt werden können (so in etwa steht es auf dem A4 Zettel der Hausverwaltung geschrieben).
Das ist doch wohl die Höhe.
Genau wie der Punkt, an dem die Sonne sich übrigens zu der Zeit befand.

Die Frage und damit einhergehende Lehre aus dieser sinnfreien Begebenheit eines schönen Tages ist ja aber vielmehr die:

- leben Senioren denn so häufig zu ebener Ebene in unseren Wohnhäusern, weil die einfach ganz genau wissen, wie verteufelt das mit dem Müllrausbringen so sein kann?

- wozu dahinter verschließen, wenn das Eigentliche bereits davor passiert?

Und

- weshalb werden eigentlich Seitenfächer in Taschen eingenäht, wenn man in brenzligen Situationen eh vergessen hat, dass es sie gibt?


Keine Kommentare: